Im siebten Himmel (Revue, Luxembourg)
Mit zwei Sterneköchen in 50 Metern Höhe dinnieren und dabei die Aussicht genießen? Dieses extreme Format wurde von den Belgiern David Ghysels und Stefan Kerkhofs ins Leben gerufen. Nachdem „Dinner in the sky“ (DITS) um den halben Globus reiste, kommt es nun nach Luxemburg. Einer der Erfinder stand uns Rede und Antwort.
Es ist für alle eine Premiere. Zwölf renommierte Köche aus der hiesigen Szene haben sich bereit erklärt, bei dem wahrscheinlich verrücktesten Dinner der Welt mitzumachen. Darunter Renato Favaro, Arnaud Magnier, René Mathieu, Cyril Molard, Ilario Mosconi, Philippe Laffut und Katell Guillou, um nur einige zu nennen. Jedes Dinner wird von jeweils zwei Chefs für 22 Personen über die Bühne gebracht. Insgesamt sind zwölf Festmahle an drei Tagen eingeplant. Wie man sich vielleicht vorstellen kann, ist nicht nur die Höhe schwindelerregend, sondern auch der Preis. Doch die Luxemburger scheinen diese Erfahrung nicht missen zu wollen. Denn fast alle Termine sind bereits ausgebucht. Mindestens mit zwei Stunden „Beine baumeln lassen“ sollte man rechnen. Was man außerdem vor der Teilnahme berücksichtigen sollte, erfahren Sie hier.
Wie sind Sie auf dieses außergewöhnliche Konzept gekommen?
Wie so oft entstand das Projekt eher durch Zufall. Es war im Jahr 2006. Damals arbeiteten wir ein Event für die „Jeunes Restaurateurs d’Europe“ aus. Die Vereinigung wollte damit nicht nur die hohe Kochkunst propagieren, sondern ebenfalls demonstrieren, dass sie Teil der Spitzengastronomie ist. So wurden wir auf das Unternehmen „Fun Group“ aufmerksam, welches sich zu diesem Zeitpunkt bereits auf fliegende bzw. schwebende Locations (für Meetings, Konferenzen, usw.) spezialisiert hatte und kollaborierten mit ihnen.
Wie haben Sie es geschafft, Ihr Projekt in die Tat umzusetzen?
Gemeinsam arbeiteten wir zwei Jahre daran. Wir suchten nach passenden Partnern, stellten verschiedene Entwürfe her und ließen diese zertifizieren. Schließlich gelang es uns, eine eigene Eventplattform mit Mobilkran zu bauen. Nachdem diese vom TÜV überprüft wurde, konzentrierten wir uns mehr auf das Marketing und organisierten die große Premiere.
Diese fand in Brüssel statt. Stießen Sie damals auf Komplikationen?
Zum Glück lief alles nach Plan. Als wir die strahlenden Gesichter der Chefköche, Journalisten und Gäste sahen, wussten wir, dass wir etwas ganz Besonderes in den Händen hielten. Als die Zeitschrift „Forbes“ uns – gemeinsam mit 3-Sterne-Restaurants wie „El Bulli“ und „The Fat Duck“ – in die Top 10-Liste der ungewöhnlichsten Restaurants der Welt aufnahm, wurde uns das endgültig bewusst.
Ihre Dinners fanden in über 62 Ländern statt. Gibt es Abende, die Ihnen beson- ders in Erinnerung geblieben sind?
Mein absoluter Favorit ist ein Dinner in Beirut. Es fand direkt vor der „Grotte aux Pigeons”, über dem Mittelmeer, statt. Unterhalb der Plattform sorgte ein Sänger für musikalische Unterhaltung. Er konnte uns nur mithilfe eines kleinen Fischerboots erreichen. Daneben empfand ich unser zehntes Jubiläum in Brüssel als heraus- ragend. Zu diesem Anlass brachten wir zehn Plattformen direkt vor dem Atomium an. Zehn vom Michelin ausgezeichnete Sterneköche nahmen daran teil. Das war ein fantastischer Augenblick für uns alle.
Was verschlug Sie ins Großherzogtum?
Um ehrlich zu sein, waren wir schon einmal kurz davor ein DITS in Luxemburg zu realisieren. Es sollte 2013 über dem „Château de Septfontaines“ abgehalten werden. Aus verschiedenen Gründen konnte es jedoch nicht umgesetzt werden. Das Event am 27. ist also eine absolute Premiere!
Wie arbeiten die Chefs in 50 Metern Höhe?
Genauso wie in einem gewöhnlichen Restaurant. Die „mise en place” der Zutaten bereiten sie im Voraus vor. Doch die Vollendung der Gerichte, das Kochen und Anrichten, findet in der Luft, direkt vor den Augen der Gäste statt. Selbstverständlich wurde das Menü vorab auf die außergewöhnlichen Bedingungen angepasst. Die benötigten Kochutensilien wurden ebenfalls darauf abgestimmt.
Sicherheit wird bei Ihnen groß geschrieben. Wie garantieren Sie diese?
Für uns ist Sicherheit das A und O, es grenzt fast schon an eine Obsession. Wir achten peinlich genau auf unser Material, die Servicekräfte und den Veranstaltungsort. Die Prozeduren sind sehr streng und homogen, egal mit welchem Partner wir auch zusammenarbeiten. Der Aufbau wird jedes Mal von der verantwortlichen Behörde überprüft und zertifiziert.
Trennen sich die Gäste nicht aus Versehen mal von Smartphone und Co.?
Es kommt vor, dass Gegenstände herunterfallen. Unterhalb der Plattform sperren wir einen Bereich von 15 bis 30 Metern ab. Es kann also niemand verletzt werden.
Was, wenn jemand nicht schwindelfrei ist?
Menschen mit Höhenangst halten sich prinzipiell von uns fern (lacht).
Wie gehen Sie vor, falls sich einer der Anwesenden plötzlich schlecht fühlt?
Wir fahren die Plattform sofort runter, das Ganze dauert weniger als eine Minute.
Genauso machen wir es auch, wenn jemand zur Toilette muss. Es reicht dem Kellner Bescheid zu geben. Natürlich ist es nicht sehr diskret, wenn der ganze Tisch heruntergefahren werden muss. Das ist aber sehr selten der Fall. Wie bei einem Theaterbesuch machen sich die Gäste lieber vor oder nach der Vorstellung frisch.
Und falls jemand zu spät kommt?
Dann holen wir unten ab, ganz einfach.
ZAHLEN UND FAKTEN
Personal (im Mittelgang): max. 5
Höhe: 40 bis 50 Meter
Durchschnittsdauer: 90 Minuten
Mindestdauer: 30 Minuten
Aufbauzeit: 4 Stunden
Leergewicht der Plattform: 5 Tonnen
Text: Françoise Stoll (francoise.stoll@revue.lu) / Fotos: Bitbyt3r, Olivier Samson Arcand, DITS